Martin Rützler: Radiomono, DKG Podcast und GeMa-LuM

Veröffentlicht am 01.09.2016

Ich bin…

… Martin und arbeite an der Universität Witten/Herdecke. Zwar sind meine Aufgaben inzwischen dort eher verwaltungstechnischer Natur, doch bin ich noch nah genug an den Forscherinnen und Forschern dran, um deren Sorgen und Nöte, doch auch deren Freude an und Begeisterung für ihre Arbeit spüren zu können.

Ich bin zu einer Zeit groß geworden, als im Fernsehen noch „echte“ Wissenschaftssendungen, z.B. „Querschnitt“ mit Hoimar von Ditfurth, oder „Aus Forschung und Technik“ mit Heinrich Schiemann über die Mattscheibe flimmerten. Diese Sendungen hatten mich regelrecht in ihren Bann gezogen. Und ich habe es auch immer sehr gemocht, wenn in der Schule die Projektoren mit dem 16mm-Material vom Institut für Film und Bild in Wissenschaft und Unterricht ratterten. Sogar die Programme des Telekolleg im (einzigen) dritten Fernsehprogramm habe ich mit Interesse verfolgt. Jedenfalls diejenigen mit den naturwissenschaftlichen Themen. Geschickt moderierte Inhalte, nachvollziehbare Modelle, Anschauung, Übertragung in den Alltag: Das hat mir schon immer sehr gefallen. Die Moderatoren dort waren meine Vorbilder. So wollte ich auch mal werden.

Der Start des ersten Space Shuttle war für mich wohl so etwas, wie die Mondlandung für die Generation vor mir. Ich habe am 12. April 1981 am Fernseher „geklebt“, als die ersten Astronauten damit in den Weltraum starteten. Neben mir eine Kladde mit allen Zeitungsartikeln, die ich dazu gesammelt hatte. Ein vom Onkel geerbtes Spulen-Tonbandgerät zeichnete über Mikrofon den Fernsehton auf (inklusive aller Raumgeräusche) und mit meiner damals großartigen eigenen Praktika-Spiegelreflexkamera versuchte ich Fotos von der Mattscheibe zu machen. Was aber größtenteils misslang. Immer war da so ein schwarzer Balken drin. „Der erste Tag der neuen Welt“, das Buch von Jesco von Puttkamer, war damals meine Bibel. Ich war technikversessen und raketenbegeistert.

Der Gedanke, Ingenieur bei der NASA zu werden war da, doch gleichzeitig auch die Erkenntnis, dass ich wohl niemals klug genug für eine solche Karriere wäre. Heute weiß ich, dass ich mehr Mut hätte haben sollen. Denn auch solche „Helden“ kochen nur mit Wasser. Ich denke zurück an den Auftritt von Jesco von Puttkamer in der Tagesschau, in der er echauffiert die Theorie zurückwies, ein Stück Schaumstoff vom Tank des Shuttles hätte bereits beim Start der dann 113. Shuttle Mission das Loch in die Flügelkante des Orbiters geschlagen, welches beim Wiedereintritt am 1. Februar 2003 zu seinem Auseinanderbrechen führte. Es galt damals als gesicherte Erkenntnis: Ein solcher „Tafelschwamm“ konnte unmöglich eine mehrfach gehärtete Flügelkante beschädigt haben. Doch nichts ist wirklich „sicher“, denn wie sich zur großen Überraschung aller Unfallforscher dann nachträglich herausstellte: Das „Unmögliche“ war doch geschehen. Sogar ein Herr von Puttkamer lag mit seiner These falsch. Das war damals ein Augenöffner für mich. Unser Weltbild ist eine Modellvorstellung. Formeln sind Hilfskonstruktionen, keine Dogmen. Sie helfen uns, Dinge zu planen und Zusammenhänge zu verstehen. Doch auch sie haben Grenzen. Am Ende gilt: Es könnte alles auch ganz anders sein.

Ich mag das Medium, weil…

… Podcasts mit ihrer freien Form, erinnern mich an die Atmosphäre dieser frühen TV-Wissenschaftsmagazine. Im Vordergrund steht ein Thema, kein Sendeplan mit Stundenuhr. Es kann so lange geredet werden, wie es den Beteiligten gefällt. Tiefgang ist ausdrücklich erwünscht. Nichts geschieht aus Sorge um die Einschaltquote. Der „Abschaltimpuls“ bei den Zuhörenden stellt kein Problem dar. Im Gegenteil, jede(r) Hörer(in) soll selbst darüber entscheiden, bekommt mit Kapitelmarken sogar ausdrücklich die Möglichkeit, den Konsum nach seinen/ihren Bedürfnissen zu dimensionieren. Der/dem Hörer(in) wird auf Augenhöhe partnerschaftlich begegnet.

Ich podcaste im wissens(chaftlichen) Bereich, weil…

… mir Tim Pritlove mit dem Raumzeit-Podcast die Augen, pardon Ohren, dafür
geöffnet hat, wie gut sich gerade wissenschaftliche Themen durch das Mithören eines Interviewgesprächs vermitteln lassen. Aber nicht nur Sachverhalte an sich. Eine ganz wichtige Komponente beim Audiokonsum ist auch, dass der/die Wissenschaftler(in) als Mensch wahrnehmbar wird. Wie werden einzelne Aspekte betont? Was wird besonders hervorgehoben? Wo wird gelacht? Was lässt den Redefluss langsamer, nachdenklicher werden? Das sind Informationen, die kein Text bieten kann. Gleichzeitig aber ist das Mikrofon viel weniger aufdringlich, als es eine Videokamera wäre. Die Situation ist weniger steif. Es geht sprichwörtlich nicht um „das beste Licht“. Menschen öffnen sich eher. Es entsteht eine gewisse Intimität, die mir inzwischen charakteristisch für das Medium Podcast zu sein scheint.

Ich empfehle…

… Augen und Ohren offen zu halten. Die Podcastlandschaft ist in den letzten Jahren immens gewachsen. Angebote entstehen ständig neu. Nicht alles ist auf Dauer angelegt. Manches ist – absichtlich oder nicht – von begrenzter Lebenszeit. Neben den hier im Verzeichnis genannten, fällt es mir daher schwer, einzelne Angebote hervorzuheben. Grundsätzlich ist es ein guter Weg, einfach einmal ein persönliches Wunschthema in eine Suchmaschine einzugeben und dahinter das Wort „Podcast“ zu schreiben. Das Ergebnis kann dann schon verblüffend sein. Eine besondere Suchmaschine in dem Zusammenhang ist fyyd.de. Der Name ist reine Fantasie, es lässt sich nichts oder nur wenig (feed?) hineindeuten. Aber es ist eine speziell auf Podcast-Angebote zugeschnittene Suchmaschine, in der Funde zu fast beliebigen Themen glücken können. Einfach zuhören. ;-)

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