Der Podcast mit täglich einer Zeitungsnachricht aus der Welt vor hundert Jahren
Aus dem Kiez in die Welt, von der Oper in den Boxring – mit täglich einer Zeitungsnachricht aus der Hauptstadtpresse heute vor 100 Jahren tauchen wir ein in die Fragen und Debatten, die das Berlin von 1920 bewegten. Halte dich informiert und bleib auf dem Laufenden über eine Welt, die uns heute doch manchmal näher ist, als man meinen möchte.
Mit Dank an Andreas Hildebrandt und Anne Schott.
17. Juli 1925
An welches zentrumsferne Ende der Hansestadt Hamburg wir hier geführt werden, lässt der Artikel aus dem Hamburger Anzeiger vom 17. Juli 1925 offen. Ob Nord, ob Süd, ob Ost, ob West – es ist die Endhaltestelle einer Straßenbahnlinie, die so archetypisch knapp skizziert wird, dass sie vermutlich auch sehr ortskundige Zeitgenossen nicht einem Punkt auf dem Stadtplan zweifelsfrei hätten zuordnen können. Was sich dort zuträgt, konnte sich und kann sich so ähnlich auch heute noch quasi überall im suburbanen Saum einer großen Stadt zutragen: Zwei Bahnangestellte machen einen letzten Rundgang, ein Liebespaar verabschiedet sich voneinander, ein Obdachloser dämmert auf einer Stationsbank. Frank Riede hat sich für uns umgesehen.
Erschienen: 17.07.2025
Dauer: 00:07:59
Weitere Informationen zur Episode "An der Endstation der Straßenbahn"
16. Juli 1925
Die 1920er Jahre waren für die Luftfahrt ein Jahrzehnt des rasanten Fortschritts, weshalb das Thema es auch immer wieder mit spektakulären Neuentwicklungen in die Tageszeitungen und darüber zu uns in den Podcast geschafft hat. Am 16. Juli 1925 wurden wir diesbezüglich einmal mehr im Hamburgischen Correspondenten fündig, der seine Leser und unsere Hörerinnen über die zunehmende wirtschaftliche wie politische Bedeutung des Flugbetriebs in der jungen Sowjetunion zu informieren weiß. Die großen Entfernungen von der Ostsee bis zum Pazifik machten das Flugzeug zumal in Sibirien schnell systemrelevant, und so wie deutsche Ingenieure schon beim Eisenbahnbau in Russland eine wichtige Rolle gespielt hatten, so kam wesentliche Technik nun auch für die Fortbewegung in der Luft wieder aus hiesigen Landen. Es liest Rosa Leu.
Erschienen: 16.07.2025
Dauer: 00:11:11
Weitere Informationen zur Episode "Der Luftweg nach dem fernen Osten"
15. Juli 1925
In Europa finden sich nur noch wenige Länder, in denen wir in den letzten 5 Jahren mit diesem Podcast noch nicht Halt gemacht haben. Wir sind sogar auf Malta vor Anker gegangen, waren mehrfach in der Vatikanstadt und auch in den Spielcasinos von Monaco. Und heute besuchen wir zusammen mit Harburger Anzeigen und Nachrichten vom 15. Juli 1925 Andorra, die parlamentarische Monarchie, in der formal ein in der Welt einzigartiges Ko-Fürstentum, eine Doppelherrschaft besteht. Staatsoberhaupt sind in gleichem Maße der Bischof des spanischen Urgell (lesen als Urchell) und der französische Staatspräsident. Diese Tatsache, dass die Staatsoberhäupter außerhalb des Landes leben, hat wohl auch zu falschen Annahmen der Verfasserin oder des Verfassers dieses Artikels geführt, wird doch kurzerhand das spanische Urgell zu der Hauptstadt Andorras gemacht. Wie sich das Leben in dem Land ohne Steuerbeamte und Polizei gestaltete, weiß Frank Riede, der sich über die Gebirgspfade hineingewagt hat.
Erschienen: 15.07.2025
Dauer: 00:06:44
14. Juli 1925
„Groß-Velten“: Wenn man diesen Begriff in einschlägigen Internet-Suchmaschinen eingibt, stößt man auf – nichts. Erstaunlich ist das vor dem Hintergrund unseres heutigen Podcast-Artikels aus den Altonaer Nachrichten vom 14. Juli 1925, der seine Leserinnen und Leser über ein angeblich schon weit fortgeschrittenes Projekt unterrichtet, welches wenige Kilometer nördlich von Groß-Berlin, eben ausgehend von der alten brandenburgischen Ofenstadt Velten, eine gigantische Millionenmetropole für zahllose Fabriken und Arbeiter in den märkischen Sand setzen und die Hauptstadt Berlin dadurch entlasten wollte. Der mit “t.t.” zeichnende Autor erweckt nicht den Eindruck, hier von einer vagen utopischen Zukunftsidee zu berichten, sondern beschreibt die Bauvorhaben als äußerst ausgereift und konkret. Für das Jahresende, 1925 wohlgemerkt, prophezeit er Velten bereits 400.000 Einwohner. Es blieb dann aber doch bei etwas über 7.000, heute sind es gut 12.000. Was aus dem Projekt geworden ist oder ob wir hier schlicht einer journalistischen Scharlatanerie aufgesessen sind, ... weiß Rosa Leu auch nicht.
Erschienen: 14.07.2025
Dauer: 00:07:42
Weitere Informationen zur Episode "Groß-Velten - eine Millionenstadt vor den Toren Berlins"
13. Juli 1925
Guido Thielscher war einer der bekanntesten Humoristen, Kabarettisten und Couplet-Sänger im Berlin des frühen 20. Jahrhunderts. Große Erfolge feierte er unter anderem am dortigen Metropol-Theater, wo er es an der Seite von Künstlerinnen wie Fritzi Massary (Betonung 2. Silbe) oder Claire Waldoff zu Ruhm brachte. Auch als Klein-Kunst-Solist war er vielgefragt und wird heute, zumindest von der Wikipedia, als „früher Vorläufer des klassischen Stand-Up-Comedian angesehen“. Welchem Programm die „Kissinger Ballade“ entstammt, die wir im Hamburger Anzeiger vom 13. Juli 1925 fanden, ließ sich nicht in Erfahrung bringen. Auf jeden Fall macht sich der Mittsechziger Thielscher hier über die Umstände einer Kur in einem der dafür klassischen Bäder, in Kissingen, ausgiebig lustig. Was er wohl nicht ahnen konnte: dass er 16 Jahre später tatsächlich auf einer Sommerkur, diesmal im schlesischen Salzbrunn, versterben sollte. Es rezitiert: Frank Riede
Erschienen: 13.07.2025
Dauer: 00:06:55
12. Juli 1925
„Jugend und Tageszeitung“ – die Überschrift aus dem Hamburgischen Correspondenten vom 12. Juli 1925 klingt in unseren Ohren fast nur mehr wie ein Anachronismus. Am ehesten würde man unter diesem Titel heutzutage noch ein Lamento erwarten, dass junge, in den sozialen Medien heimische Menschen an eben diese bzw. für seriösere Informationsquellen verloren seien. Vor einhundert Jahren, erfahren wir im Folgenden von Frank Riede, waren die Sorgen, die sich hinter dem Begriffspaar „Jugend und Tageszeitung“ verbargen, tatsächlich ganz anderer Art. Soll man Jugendliche überhaupt zur Tageszeitung greifen lassen. Überwogen die Gefahren, die deren Lektüre mit sich brachte, gar den Nutzen? Was sollten Eltern bedenken, wenn sie ihre Sprösslinge sich die Welt lesend erschließen ließen? Manchmal können 100 Jahre wirklich eine große Zeitspanne sein.
Erschienen: 12.07.2025
Dauer: 00:10:08
11. Juli 1925
Die Deutschnationale Volkspartei war die große Gewinnerin der Reichstagswahlen des Jahres 1924. Satte 4,5 Prozent Zuwachs verzeichnete sie in der ersten Runde im Mai, ein weiteres Prozent auf dann insgesamt 20,5 schlug der Wähler im Dezember noch obendrauf. Im Ergebnis stand eine Rechtsregierung unter der Führung von Kanzler Luther, in der sich neben dem Zentrum, der Deutschen Volkspartei und der Bayerischen Volkspartei nun auch die DNVP wiederfand und unter den Druck gestellt sah, ihre teils schrillen Forderungen mit der harten politischen Realität in Einklang zu bringen. Der liberale Hamburger Anzeiger diagnostizierte in einem Kommentar vom 11. Juli eine eklatante Kluft zwischen deutschnationalem Anspruch und koalitionärer Wirklichkeit und stellt der DNVP für ihre Regierungspolitik ein fatales Zeugnis aus. Seine Argumente im einzelnen kennt Rosa Leu.
Erschienen: 11.07.2025
Dauer: 00:10:17
Weitere Informationen zur Episode "Deutschnationale Götterdämmerung"
10. Juli 1925
Probleme des Arbeitsmarktes belasteten die gesamte Zeit der Weimarer Republik. Auch die wirtschaftlich vergleichsweise prosperierenden mittleren Zwanziger Jahre waren keinesfalls frei von sozialen Nöten, sondern sahen weite Bevölkerungsgruppen weiterhin unter starkem ökonomischem Druck. Dass zu diesen nicht zuletzt ältere Menschen zählten, erhellt ein Artikel aus den Altonaer Nachrichten vom 8. Juli 1925, der diesbezüglich auch nur wenig Hoffnung auf eine nennenswerte Verbesserung der Lage hegt. Appelle von Arbeitgeberseite für einen gesünderen Lebenswandel, der die Gebrechen des Alters aufzuschieben vermöge, werden zwar freundlich referiert, aber auch kritisch eingeordnet. Näheres erläutert uns Frank Riede.
Erschienen: 10.07.2025
Dauer: 00:06:58
Weitere Informationen zur Episode "Altersdiskriminierung am Arbeitsmarkt"
9. Juli 1925
Wie viele Einwohner die kleine Gemeinde Schiffbek bei Billstedt östlich von Hamburg Mitte der 1920er Jahre hatte, verrät uns die Schiffbeker Zeitung vom 9. Juli 1925 nicht. In ganz Deutschland, erfahren wir dort, waren es auf jeden Fall 63½ Millionen, die eine Volkszählung im Juni ermitteln konnte. Das war eine höhere Zahl, als man anscheinend nach dem Weltkrieg erwartet hatte; nicht überrascht zeigte man sich zumindest in Schiffbek hingegen davon, dass sich das Wachstum der Großstädte fürs Erste als gebremst erwies. Sachliche Gründe dafür erkennt der Artikel in den schwierigen Verhältnissen der städtischen Industriewirtschaft, lässt es sich aber nicht nehmen, darüber hinaus auch gegen die angebliche Lasterhaftigkeit der Metropolen zu wettern. Rosa Leu schaut für uns aus Schiffbek auf die Welt.
Erschienen: 09.07.2025
Dauer: 00:05:59
Weitere Informationen zur Episode "Die Ergebnisse der Volkszählung"
8. Juli 1925
Im Kaiserreich bestand der Finanzausgleich zwischen dem Reich und den Ländern darin, dass die Länder das Reich finanzierten, wenn dessen Einnahmequellen, Zölle und Verbrauchssteuern, nicht genügten. In der Weimarer Republik kehrte sich dieses Verhältnis um. Das Reich zog die wesentlichen Steuern ein und reichte das Geld an die Länder weiter, wobei es sich am Bedarf der Länder orientierte. Dass dabei ein komplizierter Aushandlungsprozess begann, der heute in noch komplizierterer Fassng fortlebt, liegt auf der Hand. Die Wilhelmsburger Zeitung vom 8. Juli 1925 berichtet von den Streitigkeiten im Steuerausschuss des Reichstages um die Prozente der Steuereinahmen, die an die Länder gehen sollen. Frank Riede kennt die Details.
Erschienen: 08.07.2025
Dauer: 00:07:05
Weitere Informationen zur Episode "Finanzausgleich - Wieviel Geld bekommen die Länder?"