Die Geschichten hinter den Pixeln
Der ultimative Wissenschaftspodcast zur Digitalisierung unserer Welt. Über und für das Leben mit Web und App, Social Media, Smartphones, Gamification, Sprachassistenten, Targeting, Virtual Reality, künstlicher Intelligenz, Daten, Online-Shopping, Influencern, Algorithmen. ...achwas!? hinterfragt, wie Menschen, Firmen und Organisationen dies nutzen - und was dabei richtig und falsch gemacht wird. Beobachtungen und Erkenntnisse des Data Scientist Hans-Werner Klein und des Psychologen Prof. Dr. Thomas Wirth.
„Das eigentliche Problem der Menschheit ist folgendes: Wir haben paläolithische Emotionen, mittelalterliche Institutionen und gottgleiche Technologie. Und das ist ungeheuer gefährlich und nähert sich nun insgesamt einem Krisenpunkt.“ Dieses Zitat des Insektenforschers Edward O. Wilson steht am Anfang des wissenschaftlichen Artikels, den wir in dieser Folge zusammenfassen. Worum geht es? Die Algorithmen der sozialen Medien interessieren sich nicht dafür, ob eine Information wichtig oder unwichtig, wahr oder falsch ist, es kommt einzig und alleine auf ihren Brennwert für die Aufmerksamkeit an. Was gut brennt, wird verstärkt! Was nun im ersten Moment nach einer Binsenweisheit aus einem Marketing-Ratgeber klingt, ergibt sehr viel weniger harmlose Schlussfolgerungen, wenn man bedenkt, dass (a) moralische Empörung über (b) "die anderen" der beste aller Brennstoffe ist. Dann steht am Ende nicht weniger als eine polarisierte und gespaltene Gesellschaft. In dieser Folge gehen wir diesem Phänomen nach. Dabei kümmern wir uns nebenbei um die Frage, was Wissenschaft eigentlich ist und wie man die Wichtigkeit und Qualität von Publikationen und Quellen bewerten kann... Zum Blogartikel auf achwas.fm Zum Episodenbild: Godfried Schalcken (1643 – 1706) war ein niederländischer Maler, der sich auf Genrebilder und Porträts spezialisiert hatte. Schalcken war bekannt für seine Nachtszenen und seine Meisterschaft in der Darstellung von Kerzenlicht. Er malte im hyperrealistisch-hochpolierten Stil der Schule der Leidener Feinmaler. In dem Episodenbild mit dem Titel "A Useless Moral Lesson" versucht eine ältere Dame einer jungen Frau mit erhobenem Zeigefinger moralisch erbauliche Dinge nahezubringen, an denen diese ganz offensichtlich überhaupt kein Interesse hat. Die Szene ist wahrscheinlich so alt wie die Menschheit. Bildquelle: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Godefridus_Schalcken_-_A_Useless_Moral_Lesson_-_160_-_Mauritshuis.jpghttps://commons.wikimedia.org/wiki/File:Godefridus_Schalcken_-_A_Useless_Moral_Lesson_-_160_-_Mauritshuis.jpg
Erschienen: 04.08.2024
Dauer: 01:04:49
Weitere Informationen zur Episode "Wissenschaft, Moral und Social Media"
S2E39 Social Engineering: wenn man mit Technik und IT Wissen beim Einbruch auf Server oder in Netzwerke allein nicht mehr weiter kommt, da muss der Mensch her. Ein wissender Mensch, der niemals auf die Idee käme, normalerweise, zu erzählen, dass der Schlüssel unter der Fußmatte liegt oder wo man den Schalter für die Alarmanlage findet. Geschweige denn das Passwort zu verraten. Nachdem, auch wenn man es nicht glauben mag, Systeme immer sicherer sein könnten gewinnt dieser Mensch an Bedeutung. Zynisch nennt man das "Räuber-Beute-Systeme". Wobei der Mensch die Beute ist. Im Podcast machen wir selbst ein kleines Experiment miteinander zur Einstimmung und berichten von einem großen Experiment mit erschreckenden Ergebnissen: Social Engineering durch KI, ist das möglich? Folgenbild Caravagio hat vor über 400 Jahren (1595) das Bild zu unserer Folge gemalt. Es zeigt einen doppelt betrügerischen Kartenspieler, der auf das Zeichen des um die Karten des Opfers wissenden "Social Engineers" wartet, um versteckte Trümpfe auszuspielen. Dem Opfer wurde wohl Hilfe angeboten, und deckte so seine Karten auf.
Erschienen: 01.07.2024
Dauer: 01:12:14
Weitere Informationen zur Episode "S2E39 Social Engineering. Machtvolles Wissen"
(S02E38) Lawrence Kohlberg und Albert Bandura sind zwei der großen Theoretiker der Moral. Ersterer formulierte ein Stufen-Modell, das sich als eine Art Standard für Standards der Moralentwicklung etabliert hat. Letzterer erklärte, wie manchen Menschen das Kunststück gelingen kann, trotz eklatanter Verstöße gegen jegliche gute Sitten weiter frei von Schuldgefühlen, munter und guter Dinge zu sein. Beides erklären wir in dieser Folge von achwas.fm. Und wir wenden die Begriffe in den verschiedensten Zusammenhängen an. Wir denken u.a. über Firmen und ihre Moral nach und überlegen, warum Konzerne wie Meta hochmoralisch klingende Weisheiten texten, sich dann aber in etwa so reif verhalten wie ein 4-7 jähriges Kind. Genauso interessiert uns, was passiert, wenn Akteure aufeinandertreffen, die sich in ihrer Moral signifikant unterscheiden... Zum Blogbeitrag auf achwas.fm https://achwas.fm/stolpersteine-stufen-der-moral/ Das Episodenbild wurde von Carl Spitzweg gemalt. Es ist ein typisches Beispiel der damals grassierenden Mode, alle möglichen antiken Bauten und Kunstwerke als Gemälde zu verewigen. Zu sehen ist Justitia, die Göttin der Gerechtigkeit - wir fanden, eine wahrhaft würdige Vertreterin des Themas Moral. Bildquelle: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Spitzweg-justitia.jpg
Erschienen: 13.06.2024
Dauer: 01:04:47
Weitere Informationen zur Episode "Stolpersteine: Stufen der Moral im Netz"
S2E37. Sind sie auch davon überzeugt, dass "heutzutage" besonders die Jugend weder liest, noch, Herr Gutenberg verhüte, sich leidenschaftlich dem Schreiben hingebe? Stehen wir vor einer Krise, denn nirgendwo sind die Talente, die uns Bücher schenken werden? Prosa, Lyrik, Belletristik? Fachbücher gäbe es genügend. Früher, noch im 18. und 19. Jhdt gab es Literarische Salons. Große davon umfassten hunderte Mitglieder. Unser Folgenbild legt Zeugnis davon ab. Wussten Sie, dass man gigantische Literarische Salons im Web findet? Websites mit Namen wie wattpad.com oder fandom.de. Noch nie von gehört? Dann wird es Zeit, mit achwas.fm sich auf die Reise zu Kulturschaffenden im 21 Jhd zu begeben, die schreiben, nicht für Geld, sondern um uns Geschichten zu erzählen, ja, um Verlorene fortzuführen. Oder ganz anders zu erzählen. Zu den unglaublichen Dimensionen (einer diese Salons hat mehr Mitgliedern, als es Einwohner in Deutschland gibt) und dem selbstgestellten Quest finden Sie fundiert nahezu Unglaubliches in dieser Folge von achwas.fm. Schenken Sie sich 1 Stunde achwas.fm und sie bekommen Einblicke, die ihnen andere Quellen schlichtweg verheimlichen. Der Blog auf achwas.fm Das Bild zeigt ... den "Literarischen Salon der Madame Geoffrin", ein Werk des Anicet Charles Gabriel Lemonnier(1743–1824). Lemonier war ein preisgekrönter Maler "rund um die Französische Revolution". Es heisst von ihm... "Mit seinem gefälligen Äußeren, viel natürlichem Witz und ausgezeichneten Empfehlungen wurde er bald in die beste Gesellschaft der Hauptstadt aufgenommen, insbesondere in den Salon von Marie Thérèse Rodet Geoffrin, die Gefallen an ihm fand." Zitat: https://en.wikipedia.org/wiki/Anicet_Charles_Gabriel_Lemonnier Bild: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Salon_de_Madame_Geoffrin.jpg
Erschienen: 20.05.2024
Dauer: 01:03:54
Weitere Informationen zur Episode "Der Grösste Leseclub der Welt. Fan Fiction."
(S02E36) Wir erzählen wieder vom Gehirn. Unser Thema ist diesmal ein echter Klassiker der Hirnforschung, zuerst beschrieben von dem russischen Neurowissenschaftler A. Sokolov in den 60er Jahren: der Orientierungsreflex. Es versteht sich aber von selbst, dass wir aktuelle Bezüge zum Leben in der digitalen Transformation und den Themen von achwas.fm herstellen können. Wir beobachten also "Neuheitsdetektoren" bei der Arbeit und versuchen zu verstehen, wie sich diese kleinen Biester in unseren Alltag einschalten. Um es vorwegzunehmen: sie tun es permanent und wenn von Aufmerksamkeitsdefiziten und fragmentierter Aufmerksamkeit die Rede ist, dann sind sie meistens aktiv beteiligt - wenn nicht sogar federführend. Hier geht's zum Blogbeitrag auf achwas.fm Bildquelle Sucht man nach einem Lebewesen, das in einer Situation für vergleichbar dumm verkauft wird wie Internet-Nutzer(innen), die auf dem Weg zur Erreichung eines Ziels von Klickbait, Fake News, Popups und Notifications abgelenkt werden, kommt man auf einen Stier in der Arena. Sobald er sich seinem Ziel nähert, wird er feste abgelenkt, dann wird ihm wieder das rote Tuch präsentiert... Immerhin: die Folgen in der Browser-Arena sind weniger fatal. Das Bild wurde 1865 von dem französischen Maler Édouard Manet gemalt. Bildquelle: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:%C3%89douard_Manet_-Combat_de_taureau(Mus%C3%A9e_d%27Orsay).jpeg
Erschienen: 04.05.2024
Dauer: 00:59:02
Weitere Informationen zur Episode "Der Orientierungsreflex - mehr über Aufmerksamkeit"
S2/E35. Wie soll denn der KI der Rohstoff ausgehen? Wir leben in einer Welt, die "dataisiert" durch Digitalisierung ist. Daten sind das neue Öl, stimmt das nicht mehr? Sind die Zeiten von Big Data vorbei? Was haben wir in achwas.fm über den Zustand der "Datengruben" und Förderpumpen bisher verschwiegen? Der eigentliche Skandal ist nicht, dass es zu wenig Daten gäbe und wir dem verehrten Publikum das verschwiegen hätten. Oder das neue Gesetz von 2023 über Künstliche Intelligenz (AI ACT) Daten verbietet. Es gibt nicht insgesamt zu wenige Daten. Aber von wichtigen und notwendigen Daten gibt es zu wenige: In manchen wichtigen Bereichen, zum Beispiel wenn es um unsere Spezies Mensch geht, fehlt gar die Hälfte, also 50%. Die sind notwendig, damit wir saubere, valide und zuverlässliche KI-Modelle erstellen können. Denn: Was Daten anbelangt, sind Frauen das "unsichtbare Geschlecht". Ob in der Forschung von Medikamenten oder auch in der Notfallmedizin, der Produktgestaltung von Alltagsgegenständen oder Fahrzeugen - Frauen, ihre Anatomie, ihr Stoffwechsel, Hormonzyklen - ihre Daten werden nicht erhoben. Wenn Politiker aktuell das Gendern verbieten wollen, geht es um fadenscheinige Propaganda. Wenn der Gender Data Gap nicht nachhaltig behoben wird, geht der KI "das Licht aus". Schon jetzt sind KI Modelle unfair und verzerrt und kosten Leben. Das zeigen wir an einem drastischen Beispiel. Zum Blog achwas.fm Die Bildquelle Das Bild zeigt "Die Ruhe des Pilgers / Wanderer auf Bergeshöh", einen Mann der in ein von Nebel verhülltes Tal schaut. Er kann nur ahnen, was sich dort unten befindet, sein Pilgerstab eignet sich nicht zum Stochern im Nebel oder Fischen im Trüben. Selbst eine KI könnte ihm vielleicht nicht helfen. Es fehlen Daten. Das Bild stammt von Carl Gustav Carus (1789–1869) und wurde 1818 in Öl gemalt. https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/1/1a/Carl_Gustav_Carus_-_Wanderer_on_the_Mountaintop.jpg
Erschienen: 25.03.2024
Dauer: 01:04:29
Weitere Informationen zur Episode "Gender Data Gap. Geht KI der Rohstoff aus?"
(S02E34) Es gibt ja allerlei Interessantes und Unterhaltsames auf der Welt, von dem man erzählen kann, außerdem Buntes, Lustiges oder Erbauliches... Seien wir ehrlich: Das meiste ist eher flach. Und dann gibt es noch die fundamentalen Dinge, welche die Welt im Innersten zusammenhalten. Eines davon ist die magische Balance zwischen Stabilität und Veränderung, Festhalten und Loslassen, die für alle einigermaßen gesunden "lebenden Systeme" - vom Bakterium über beispielsweise eine Makrele oder ein Wolfsrudel bis zur multikulturellen Gesellschaft - absolut notwendig ist. Nach der Einleitung müssen wir kurz Luft holen. Wovon reden wir da eigentlich? Nun, in unserer ersten Episode über Aufmerksamkeit geht es um zwei sich gegenseitig steuernde Systeme der Wahrnehmung und Verarbeitung von Information bzw. der Ausführung von Handlungen. Der Witz dabei: Man kann diesen Systemen jeweils eigene Aufmerksamkeitsprozesse zuordnen und genau die sind das eigentliche Thema dieser Folge von achwas.fm. Und wir versuchen damit dem Irrglauben vorzubeugen, Aufmerksamkeit sei so etwas wie Liegestütze. Nein, es geht diesmal um Fundamendales! Was hält UNS zusammen? zum Blog auf achwas.fm zum Episodenbild: Wir konnten der Versuchung nicht widerstehen, ein generiertes Bild auszuwählen. Es handelt sich um das Ergebnis des Prompts "zeichne und beschreibe die sehbahn beginnend mit x und y zellen bis zum hippocampus" Bildquelle: DALL-E (2024)
Erschienen: 18.02.2024
Dauer: 00:59:59
Weitere Informationen zur Episode "Festhalten und Loslassen - über Aufmerksamkeit"
(S2E33) Viele Erfindungen und Entdeckungen der Menschheit scheinen zuerst eine Phase von Gesetzlosigkeit, Wildheit zu durchlaufen. Dann legt man ihnen Zügel an. Gesetze regeln die Verwendung und versuchen den Nutzen dadurch für den Menschen zu optimieren und Gefahren einzuschrenken. So schön uns die Natur erscheint, wir schränken sie ein, machen sie kompatibel. Feuer bekommt eine Feuerstelle, eine Duftkerze oder einen Ofen als Pferch; Pferde, wilde Tiere, werden gefangen und domestiziert, zum Kampf, zum Pflügen, zur Jagd, im Bergwerk, als Zugtier - oder zur Belustigung - als Zirkuspferd genutzt. Von Erfindungen wie Elektrizität, Dampflokomotiven und Automobil scheinen zudem Gefahren auszugehen, die man noch nicht in Gänze erkennen kann, aber vorsichtshalber reglementiert. Denn sie sind nicht "aus der Natur geholt", sondern werden industriell hergestellt und verkauft oder betrieben. Regelungen ermöglichen diese kommerziellen Akte. Und nun die künstliche Intelligenz - und wir stellen uns die Frage: sind wir ihre Zaubermeister oder die Zauberlehrlinge? In dieser Folge der Geschichten hinter den Pixeln geht es um das Zügeln einer Erfindung, einer Technologie, die uns in vielen Gestalten begegnen wird. Zu unserem Nutzen (z.B. in der Medizin, in der Mobilität), oder auch um uns sehr mächtig zu schaden? Wer legt die Zügel wem an? Wie kann Nutzen erzielt und Schaden abgewehrt werden? Wir streifen auch die Frage: Was passiert, wenn diese KI sich zu einer ganz eigenen Spezies entwickelt, wie wollen wir ihr begegnen? Diese Folge zeigt, wie Gesetzgeber (auch ein Kaiser), Science Fiction Autoren (auch Star Trek) Jurist:innen, Herstellerunternehmen, Nutzer:innen eine Zukunft einleiten, deren Gesetze adaptiert werden müssen. Meistens jedenfalls, aber immer, bevor es zu spät ist. Seit dem 9.12.2023 gibt es den AI Act, beschlossen vom Europäischen Parlament und den Staaten der EU. Ein gigantischer Schritt, und nicht der letzte um uns - ein weiteres mal - die Erde ein wenig sicherer und komfortabler zu machen. Podcast Blog: achwas.fm Bildquelle: Der Maler George Catlin unternahm die Anstrengung, indigene Völker Nordamerikas im Alltag in Bildern festzuhalten, Feste, Rituale, Jagd und auch das Fangen und Zügeln eines Wildpferdes. Unser Bild zeigt den verzweifelt erscheinenden Kampf zwischen Natur und Mensch, aus der Entferung, kaum erkennbar aber spürbar. Das hat diesem Bild den Vorrang gegenüber gewaltigen "Ölschinken" mit Mars und Bellona oder Kampfgetümmel der Manieristen gegeben. Wir hatten auch zwei Bilder mit Automobil und "Vorankündiger mit roter Flagge" in Augenschein genommen. Leider waren beide Bilder nicht sicher gemeinfrei. Also wild... und wir mussten uns zügeln. George Catlin - Breaking Down the Wild Horse - 1985.66.501 - Smithsonian American Art Museum.jpg
Erschienen: 28.01.2024
Dauer: 01:10:44
(S02E22) In der Neujahrsausgabe von achwas.fm sehen wir den Tatsachen nüchtern in Auge: Sofern wir nicht (a) von Asteroiden erschlagen oder (b) von Seuchen dahingerafft werden, sofern wir uns außerdem nicht (c) in selbstverschuldeten Kriegen selbst ausrotten, wird sich das Zeit der Geschichte weiter drehen. Das bedeutet: Niemand wird die digitale Transformation rückgängig machen und ihre Folgen werden genauso sicher eintreten wie die des Klimawandels. Nimmt die Digitalisierung die Form von Navigationsgeräten, Vokabeltrainern, oder Nachbarschafts-Apps an, finden wir sie eigentlich auch ganz in Ordnung - ganz zu schweigen von Katzenvideos. Was aber, wenn die Menschheit intellektuell immer weniger gefordert wird, weil sie über immer intelligentere Werkzeuge verfügt? Zwei komplementäre Sichten auf diese Situation werden in dieser Folge von achwas.fm im Zentrum stehen. Die These der "Digitalen Demenz" behauptet Unerhörtes: Wir trainieren wegen der vielen digitalen Denk- und Gedächtnisprothesen unsere grauen Zellen nicht mehr, deshalb werden sie degenerieren. Am Ende werden wir als geistig verödete Wracks in einer Art Zombie-Apokalypse von hochintelligenten digitalen Helfern am Leben erhalten - bis diese anfangen darüber nachzudenken, was sie sonst noch so mit ihrer Zeit anfangen könnten. Gut, wir geben zu, das ist jetzt von uns etwas dramatisch ausgekleidet... aber irgendwie logisch. Die Extended Mind Theory sieht das anders: Systemtheoretisch bildet der Mensch zusammen mit seinen epistemischen (Wissen generierenden und verarbeitenden) Werkzeugen eine Einheit, ein "coupled system". Entwickeln sich die Werkzeuge nach vorne, entwickelt sich auch das System. Diese Sicht ist weniger pessimistisch, obwohl sie auch einen "Brain Drain" vorhersagt. In Anwesenheit eines Werkzeugs, z.B. einem Smartphone, müssen Menschen erfahrungsgemäß ihren Verstand weniger nutzen. Da sie das allgegenwärtige Smartphone unbewußt einkalkulieren, wenn es um Anstrengung und Aufmerksamkeit geht, erscheint ihre Leistungsfähigkeit reduziert. Das ist auch logisch. In der neuen Folge von achwas.fm erklären wir vor allem die Extended Mind Theory genauer und kümmern uns um die empirische Befundlage und denken wie immer darüber nach, was all dies zu bedeuten hat. Zum Blogbeitrag auf achwas.fm Zum Episodenbild: Wie immer können wir feststellen: irgendwie ist alles schon einmal da gewesen. Adam Ries (der sprichwörtliche "Adam Riese") war ein im 16. Jahrhundert lebender Mathematiker, Autor und Lehrer. Er arbeitete mit einer durchaus raffinierten Version eines "Extended Mind", nämlich einem Rechentisch. Damit konnte man nicht nur Addieren und Subtrahieren, sondern auch komplexere Operationen ausführen. Unser Episodenbild zeigt einen Ausschnitt des Titels seines Bestsellers "Rechnung auf der Linien und Federn - auff allerley Hantierung / gemacht durch Adam Risen" aus dem Jahr 1547. Quelle: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Fotothek_df_tg_0004386_Mathematik_%5E_Rechnen.jpg
Erschienen: 07.01.2024
Dauer: 01:13:01
S2/E31 Homer ließ Odysseus in seinen Erzählungen lebendig werden. Aber die Möglichkeiten, sich an Menschen und Ereignisse zu erinnern sind längst digitalisiert. Dabei meinen wir nicht nur digitale Bilder, die in ihrer Vielzahl "geschossen" in unseren Speichern im Rechner oder der Cloud im Wortsinne festgehalten wurden. Wenn wir uns erinnern wollen an Ereignisse von Familie, Städten, Vereinen, Technologien können uns Fotoalben weiterhelfen. Auch auf öffentlichen Speicherplattformen wie Vimeo oder YouTube "leben wir bewegt" und lassen von uns hören in Podcasts - wie dem von achwas?! So war es nur eine Frage der Möglichkeiten, der Fantasie und Handwerkskunst diese Fülle von Bildern, Texten und Sprache zusammen zu führen. Daraus ein lebendig erscheinendes Abbild von Menschen zu erstellen. Das "zum Leben erwecken" lässt sich bei digitalisierten Medien relativ einfach gestalten. In immer schnellerer Folge begegnen wir in den Medien Wesen, deren Stimme, Gesicht und Mimik uns vertraut erscheinen, wo der Inhalt allerdings abweicht von dem, was wir kennen und erwarten. Ein aktuelles Beispiel wurde vom "Zentrum für politische Schönheit" erstellt. Da verkündet Bundeskanzler Olaf Scholz Ende 2023 das Verbot der AfD. Wie sich schnell herausstellte, war das ein Deepfake. Website zur Folge: https://achwas.fm/deepfakes-erinnerungen-werden-lebendig/ Bild zur Folge: Zugleich ein Familienbild, und eine Fakenachricht und ein Fake in der Darstellung von Menschen der Geschichte oder vielleicht Fiktion? Lassen Sie sich nicht verwirren: Es zeigt ein Gemälde von Jean Auguste Dominique Ingres. Benannt ist es als die “Apotheosis Homers” und stammt aus dem Jahr 1827. Als Apotheose wird die Gottwerdung eines Menschen bezeichnet. Wir empfehlen, das Bild auf der Wikimedia aufzusuchen. Zum einen gibt es mehr Infos und: alle abgebildeten Wesen werden identifiziert und man erfährt ihre Namen. Wenn Sie Zeit haben und Lust dazu – vielleicht probieren Sie so viele wie möglich selbst zu erkennen. https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Jean_Auguste_Dominique_Ingres,_Apotheosis_of_Homer,_1827.jpg
Erschienen: 18.12.2023
Dauer: 01:07:33
Weitere Informationen zur Episode "Deepfakes. Erinnerungen werden lebendig"