Cliocast ist eine Podcast-Reihe von Gesprächen mit HistorikerInnen über ihre neuen Bücher. In den rund 30minütigen Beiträgen können der historische Gegenstand und die zentralen Thesen genauso zur Sprache kommen wie methodische Herausforderungen, die Entstehungsbedingungen und die aktuelle Rezeption und Diskussion der Bücher. Cliocast versteht sich nicht als Rezensionsorgan, sondern will Gesprächsplattform für den Austausch über geschichtswissenschaftliches Arbeiten sein. Mit Cliocast präsentiert infoclio.ch ein neues Podcast-Format für die Geschichtswissenschaften in der Schweiz.
In den 1970er Jahren entstand in der Schweiz eine soziale Bewegung, die sich gegen die restriktive Wende in der Asyl- und Migrationsfrage richtete. In seinem Buch über Asyl und Aktivismus im späten 20. Jahrhundert untersucht Jonathan Pärli die «andere Schweiz», eine innovative und international vernetzte Solidaritäts- und Protestbewegung.In der neuen Cliocast-Folge spricht Alexandra Binnenkade mit Jonathan Pärli über dieses Buch. Sie diskutieren, wer zu dieser «anderen Schweiz» gehörte und wie die Rolle geflüchteter Menschen darin mit Ansätzen von Hannah Arendt und Jacques Rancière verstanden werden kann. Es geht auch um die handfesten Erfolge und um das Demokratieverständnis der Bewegung, die befürchtete, die Bedrohung demokratischer Rechte und Freiheiten würde schrittweise auf die gesamte Gesellschaft ausgeweitet werden.Stern, Michael: Stand Up (based on Words by Martin Niemöller), Rise Up Singing, 1985. Online: .Leadsheet: https://www.riseupsinging.org/files/leadsheets/Stand%20Up%20leadsheet.jpgGesungen: https://www.youtube.com/watch?v=4p10PbdEQz8
Erschienen: 28.03.2025
Dauer: 00:27:45
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Avec « L'énergie en Suisse. De 1800 à nos jours », Cédric Humair et Nicolas Chachereau offrent une courte synthèse de l'histoire de la production et de la consommation d'énergie en Suisse, qui va des sources traditionnelles aux combustibles fossiles, de l'énergie nucléaire jusqu'aux nouvelles énergies renouvelables. Les auteurs soulignent que ces différentes sources d'énergie ne se substituent pas les unes aux autres, mais se cumulent et s'enchevêtrent au fil du temps, formant un système complexe en constante évolution.
Erschienen: 06.03.2025
Dauer: 00:42:03
Dans son livre paru en 2024 «Entre mutualisme et marché. Le développement du système suisse d’assurance-maladie (XIXe-XXe siècles)», Geoffroy Legentihomme parcourt 150 ans d’histoire de la protection des individus contre les conséquences financières des risques de santé en Suisse. Le livre retrace l’émergence et l’essor des sociétés de secours mutuel du XIXe, puis leurs transformations vers un modèle d’assurance, pour arriver à la généralisation de l’assurance maladie universelle au XXe siècle. Dans son dialogue avec Sévéric Yersin, Legentihomme revient sur les fond d’archives qui ont donné matière à cette recherche, puis donne un tableau vivant des sociétés de secours mutuel au XIXe siècle, avant d’aborder les facteurs qui ont présidé à leur évolution vers un modèle de caisse maladie centré sur le remboursement des soins. Le dialogue aborde aussi la question actuelle de l’explosion des coûts et les enseignements de la recherche historique pour le débat politique actuel.
Erschienen: 20.08.2024
Dauer: 00:30:38
Martin Dusinberre’s «Mooring the Global Archive» is an intervention into debates on how global history could be written and what a global archive could look like. Published in 2023, this engaging book takes the reader on board a steamship, the Yamashiro-maru, to follow its passages and landfalls across the Asian and Pacific waters at the end of the 19th century. Dusinberre tries to reconstruct the lives and experienced realities of some of its passengers: male and female migrants who left their native Japan to work in Hawai’i, Singapore or Australia. In this sense, the book is a plea for global history as histories of migrants, labour and exploitation. Dusinberre makes use of a range of source material – from a portrait, maps, a ship model, a translated transcript to a piece of coal and a headstone – to address questions of heuristics, methodology and the positionality of a historian’s perspective. Isabelle Schürch (Bern) talks with Martin Dusinberre (Zürich) about the fact that «this has been a messy book in the making» (p. 37). They reflect on the traps, pitfalls and shortcomings historians face when they do not constantly reflect their own positionality in their research. Taking a lunch break from archival work on Hawai’i as one starting point, Martin Dusinberre gives insights into why he thinks we need a more open, transparent, and candid way to talk and write about our own research contingencies, experiences and failures.
Erschienen: 08.07.2024
Dauer: 00:31:08
Weitere Informationen zur Episode "Cliocast #25: Martin Dusinberre - Mooring the Global Archive"
In seinem Buch «Mount Sacred» bietet Jon Mathieu eine kurze Globalgeschichte der heiligen Berge seit 1500. Der Mount Kailash in Asien, die Black Hills in Nordamerika oder der Uluru in Australien – das Buch handelt von Bergen auf verschiedenen Kontinenten, denen in der Geschichte und Gegenwart Heiligkeit zugesprochen wird. Es thematisiert auch, weshalb das Christentum lange wenig Interesse für die Natur aufbrachte, wie im Zeitalter des Kolonialismus heiligen Bergen neue Bedeutungen zukamen und wie Dekolonisation und Klimakrise den heiligen Bergen einen neuen Sinn verleihen. In der neusten Cliocast-Folge spricht Jon Mathieu mit Alexandra Binnenkade über seine lange Beschäftigung mit Bergen und erklärt, wieso er in seinem neusten Buch über heilige Berge schreibt. Der Blick auf sein Forschungsobjekt ist multiperspektivisch. Deshalb spielen aussereuropäische Quellen in diesem Buch eine besondere Rolle: Er geht damit auf die Rolle des Kolonialismus in diesen Geschichten ein und führt aus, was ein globaler Ansatz hierbei zu leisten vermag. Jon Mathieus Herangehensweise und seine Historiographie gehen über eine steckbriefartige Inventarisierung hinaus. Stattdessen fokussiert er die enge Verknüpfung zwischen Materialität und Diskurs und zeigt, dass sie als Spiegel gesellschaftlicher Bedürfnisse zu verstehen sind.
Erschienen: 28.03.2024
Dauer: 00:31:31
Die Frage, bis zu welchem Alter Kinder vor sexuellen Handlungen Erwachsener geschützt werden sollen, avancierte in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts mehrfach zum Politikum. Sonja Matter zeigt in ihrem Buch über die Geschichte des sexuellen Schutzalters die Vulnerabilität von Kindern in einer generationen- und geschlechterhierarchischen Gesellschaft. In der neusten Cliocast-Folge spricht Sonja Matter mit Isabelle Schürch über die Entstehungsgeschichte ihres Buchs, die Herausforderung bei der Arbeit mit Quellen, in denen Gewalt, Machtmissbrauch und ein rigoroser Umgang mit Kindern und Jugendlichen wiedergegeben sind, und über eine angemessene Sprache, um diese sensible Geschichte darzustellen. Sie erläutert zudem den Wandlungsprozess in den Diskursen um das sexuelle Schutzalter und wie die Frauenbewegung in den 1980er Jahren die Problematik der sexuellen Gewalt an Kindern dezidiert mit einer Herrschaftskritik verknüpft und so einen Paradigmenwechsel herbeigeführt hat.
Erschienen: 20.11.2023
Dauer: 00:30:13
In ihrem Buch «Die Frauen der Red-Power-Bewegung» beleuchtet Rachel Huber eine bisher wenig bekannte Seite des indigenen Widerstands in den USA in den 1960er- und 1970er-Jahren. Sie geht den Spuren von historischen Akteurinnen und Zeitzeuginnen auf sozialen Plattformen wie Facebook, Twitter und Instagram nach und vergleicht diese mit den Spuren in analogen Archiven in den USA und Europa. So wird deutlich, dass Red-Power-Aktivistinnen massgeblich für den Erfolg des politischen Widerstandes waren. In der neusten Cliocast-Folge spricht Rachel Huber mit Alexandra Binnenkade über bislang wenig sichtbare Akteurinnen und ihre Verdienste in der Red-Power-Bewegung und wie es gelingen kann, diese in die etablierte Meistererzählung einzuschreiben. Sie erklärt dabei auch, dass digital-born-Selbstzeugnisse Geschichten zum Vorschein bringen, die sich mit analogen Quellen nicht erschliessen lassen, und was im Umgang mit solchen Quellen zu beachten ist.
Erschienen: 24.08.2023
Dauer: 00:30:47
Weitere Informationen zur Episode "Cliocast #22: Rachel Huber - Die Frauen der Red-Power-Bewegung"
Gespenster, Toten- und Poltergeister, Arme Seelen, die nicht zur Ewigen Ruhe finden – in ihrem Buch «Sinn für Gespenster» beschäftigt sich Eveline Szarka mit Spukphänomenen in der reformierten Schweiz der Frühen Neuzeit. Auf der Grundlage einer breiten Quellenbasis analysiert sie an rund 50 dokumentierten Fällen aus den Jahren 1570-1730, wie die Spukphänomene wahrgenommen, gedeutet und bewältigt wurden. In der neusten Cliocast-Folge erklärt die Autorin im Gespräch mit Jan-Friedrich Missfelder, wieso die reformierte Obrigkeit Gespenster ab dem 16. Jahrhundert umdeutete und weshalb in der Glaubenspraxis der Bevölkerung die Interpretationen und Bewältigungen dieser vielfältigen Phänomene nicht selten vom reformierten Dogma abwichen. Gesprächsgegenstand sind im Weiteren das breite Spektrum der Begegnungen mit Gespenstern, die sozialen und juristischen Folgen, die diese «multisensorischen Ereignisse» mit sich brachten, und wie sich die Expertise für Gespenster und deren Vertreibung historisch entwickelte. Eveline Szarka führt schliesslich auch aus, wieso die Gespenster in ihrer Sinnwidrigkeit doch sinnstiftend waren.
Erschienen: 07.03.2023
Dauer: 00:37:30
Weitere Informationen zur Episode "Cliocast #21: Eveline Szarka Espahangizi - Sinn für Gespenster"
«Migration» und «Integration» - zwei gesellschaftspolitisch prägende Begriffe, deren Geschichte aber nur wenige Jahrzehnte zurückreicht. Kijan Espahangizi nimmt diesen Umstand in seinem Buch «Der Migration-Integration-Komplex» zum Ausgangspunkt, um am Beispiel der Schweiz herauszuarbeiten, wie sich mit dem diskursiven Aufstieg der beiden Begriffe unsere Sicht auf die moderne Gesellschaft grundlegend gewandelt hat. In der 20. Cliocast-Episode erläutert Kijan Espahangizi im Gespräch mit Isabelle Schürch, wie die Begriffs- und Wissenschaftsgeschichte zu menschlicher Mobilität Zugang zu den Verschiebungen der Perspektive bietet – von den Einwanderungsdebatten in den 1960er Jahren bis hin zu einer Globalisierung der Migrationsfrage in den 1990er Jahren. Er geht dabei auch auf die Entstehung und das Anliegen des Buchs ein und thematisiert, wie sich die Geschichtswissenschaft in gesellschaftliche Debatten einbringen kann. Und schliesslich erklärt er auch, wieso er mithilfe von persönlichen Fotografien aus dem Familienarchiv seine eigene Perspektive auf die Migrationsgeschichte offenlegt.
Erschienen: 12.10.2022
Dauer: 00:41:10
Die russische Invasion in der Ukraine ist Anlass, in der neusten Cliocast-Episode über ein Buch zu sprechen, das erst im Erscheinen ist. Fabian Baumann (Chicago) hat Jan-Friedrich Missfelder vorab Einblick in sein Buchmanuskript «Diverging Paths. An Intimate History of Russian and Ukrainian Nationalism in Late Imperial Kiev» gegeben. Das Buch erzählt die Geschichte der russischen und ukrainischen Nationalismen im russischen Imperium in der zweiten Hälfte des 19. und im beginnenden 20. Jahrhundert anhand einer Familiengeschichten, deren Mitglieder sich konkurrierenden nationalistischen Konzepten verschrieben haben. Ihre Lebenswege bewegen sich zunehmend auseinander, genauso wie die Nationalismen in der Ukraine und in Russland. In der aktuellen Cliocast-Episode erläutert Fabian Baumann die im 19. Jahrhundert herausgebildeten nationalistischen Konzepte, wie sie sich gesellschaftlich verankerten und wie sich die mit ihnen einhergehenden historischen Narrative entwickelten. Er sieht das Divergieren der Geschichtserzählungen und der Selbstverständnisse, das im 19. Jahrhundert einsetzte, als Anfang des aktuellen Unverständnisses zwischen den beiden Ländern.
Erschienen: 28.03.2022
Dauer: 00:34:25