„Religion und Politik“: Ein Forschungspodcast aus dem gleichnamigen Exzellenzcluster der Uni Münster. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler berichten persönlich, aktuell und anschaulich aus ihrer Arbeit in der interdisziplinären Religionsforschung. Umfragen über Corona, Religion und gesellschaftlichen Zusammenhalt, Untersuchungen über Verschwörungserzählungen oder 1.700 Jahre Jüdisches Leben in Deutschland – unsere Forscherinnen und Forscher decken in den Geistes- und Sozialwissenschaften eine große Bandbreite an Themen, Fächern und Epochen ab. Der Podcast begleitet unser laufendes Themenjahr „Zugehörigkeit und Abgrenzung“. An Fallbeispielen von der Antike bis heute erörtern wir, wie Zugehörigkeiten zu politischen, kulturellen und religiösen Gruppen und Identitäten entstehen, wie sie Konflikte provozieren und Ausgleich zustande kommen kann.
Islamische Theologin Prof. Dr. Dina El Omari
Islam und Feminismus gelten oft als Gegensatz. Das liegt nicht zuletzt an islamistischen Strömungen wie den Taliban, die massive Gewalt gegen Frauen ausüben. Sie berufen sich auf ein traditionelles Koranverständnis: Der Koran gilt als direktes Wort Gottes und ist daher in wortwörtlicher Lesart für alle Zeiten gültig. In Reaktion darauf entstand die feministische Exegese, die einen anderen Ansatz verfolgt: Sie versteht den Koran als Text seiner Zeit und berücksichtigt historische und literarische Kontexte. Nach zeitgemäßer Koranauslegung sind Männer und Frauen gleichberechtigt. So schafft Gott nach dieser Lesart Mann und Frau zeitgleich als gleichgestellte Partner, nicht etwa den Mann zuerst. Hierüber spricht die islamische Theologin Dina El Omari im Forschungspodcast des Exzellenzclusters.
Erschienen: 25.05.2022
Dauer: 00:15:06
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Religionssoziologe Prof. Dr. Detlef Pollack
Die Säkularisierung nimmt dramatisch zu. Seit etwa zehn Jahren erleben die USA und viele Länder Europas eine rasante Entkirchlichung, darunter ehemals religiöse Hochburgen wie Italien und Polen. Zu diesem Ergebnis kommen Forschungen des Religionssoziologen Detlef Pollack vom Exzellenzcluster „Religion und Politik“ und seines Fachkollegen Gergely Rosta. Sie betonen: Das Bild der tiefreligiösen USA muss revidiert werden. Die Allianz der Evangelikalen mit Donald Trump hat dazu geführt, dass sich immer mehr ohnehin religiös distanzierte Amerikaner ganz von der Religion abwenden. In Russland hingegen erlebt die Orthodoxie einen Aufschwung – eng gekoppelt an einen wachsenden Nationalstolz. Hierüber spricht Detlef Pollack im Forschungspodcast des Exzellenzclusters.
Erschienen: 12.05.2022
Dauer: 00:20:31
Politikwissenschaftlerin Prof. Doris Fuchs, Ph.D.
Auch 50 Jahre nach Erscheinen des Berichts „Grenzen des Wachstums“ vom Club of Rome speist sich das Engagement der Umweltbewegung trotz fast aussichtsloser Umweltsituation zumeist aus Idealismus. Religiöse Akteure leisten dazu einen spezifischen Beitrag: Viele von ihnen sind aufgrund tief verwurzelter Werte zum fundamentalen Umdenken bereit. Dabei ist Religion nicht automatisch grün, wie das Beispiel evangelikaler Klimaleugner zeigt. Das schildert die Politikwissenschaftlerin Doris Fuchs vom Exzellenzcluster „Religion und Politik“ und sie hinterfragt angesichts planetarer Grenzen das Konzept des Wirtschaftswachstums.
Erschienen: 18.02.2022
Dauer: 00:15:39
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Historiker Prof. Dr. André Krischer
Ob Königsmord, Whistleblowing oder „Volksverräter“-Rufe von Querdenkern – Verrat prägt Historikern zufolge die politischen Geschicke seit der Antike bis heute. Und er hat viele Gesichter: Der Judaskuss, der zur Kreuzigung Jesu führt, gilt als heilsnotwendiger Verrat. Der Hochverrat dagegen leitet Umstürze ein und gilt als das ultimative politische Verbrechen. Whistleblowing wiederum sehen viele als guten Verrat im Sinne der Aufklärung. Heute paaren sich Verratsvorwürfe mit Verschwörungstheorien – oft als gefährliche Hetze in sozialen Medien. Der Historiker André Krischer vom Exzellenzcluster „Religion und Politik“ gibt Einblicke in die schillernde Geschichte des Verrats.
Erschienen: 16.09.2021
Dauer: 00:15:40
Walter Schiffer
1.700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland – dazu gehört auch die dunkle Zeit der Shoah: Wie lässt sich 75 Jahre danach an die Verbrechen erinnern, wie können wir der Opfer gedenken? Der Judaist Walter Schiffer spricht im Podcast über jüdisches Gedenken seit Kriegsende, und darüber, wie wir heute die Erinnerung wachhalten können. Seine Folge führt uns auf den Friedhof des Konzentrationslagers Bergen-Belsen.
Erschienen: 11.08.2021
Dauer: 00:11:19
Weitere Informationen zur Episode "Jüdisches Leben 8: Erinnerung an die Shoah heute"
Judaistin Regina Grundmann
Was tun gegen den wachsenden Antisemitismus? Diese Frage stellten sich Jüdinnen und Juden im Kaiserreich und in der Weimarer Republik. Eine Antwort war die Gründung des Central-Vereins deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens, dessen Mitglieder größtenteils bürgerlich waren und sich der deutschen Kultur zugehörig fühlten. Mit Aufklärungsarbeit über das Judentum wollten sie ihre Mitbürger gegen antisemitische Hetze immunisieren. Die Judaistin Regina Grundmann schildert in unserem Podcast zu "1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland" die Abwehrarbeit des Centralvereins gegen antisemitische Ideologien.
Erschienen: 11.08.2021
Dauer: 00:13:58
Mit Martin Herholz
Zeitungen sind eine beliebte Quelle für die geschichtliche Forschung, weil sie wertvolle Einblicke in vergangene Debatten und Meinungen geben. Die deutsch-jüdische Presse vor dem Zweiten Weltkrieg war von einer großen Vielfalt geprägt – einer Vielfalt, die noch Mitte der 1930er Jahre auf deutschen Straßen ins Auge fiel, wie der Religionswissenschaftler Martin Herholz in der neuen Folge unserer Podcastreihe „Zugehörig oder ausgegrenzt? 1.700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ schildert.
Erschienen: 05.08.2021
Dauer: 00:10:49
Mit Prof. Dr. Olaf Blaschke
Vor 150 Jahren begann in Deutschland der Kulturkampf – eine Auseinandersetzung des Deutschen Kaiserreiches mit der katholischen Kirche. Davon blieb auch das jüdische Leben in Deutschland nicht unberührt, denn auch antisemitische Feindbilder prägten diesen Streit, wie der Historiker Olaf Blaschke vom Exzellenzcluster "Religion und Politik" in der neuen Folge unserer Reihe „Zugehörig oder ausgegrenzt?“ anhand einer katholischen Karikatur von 1872 zeigt.
Erschienen: 27.07.2021
Dauer: 00:13:27
Weitere Informationen zur Episode "Jüdisches Leben 5: Antisemitische Feindbilder im Katholizismus"
Historiker Marcel Bubert
Fake News gab es schon lange vor Donald Trump und den sozialen Medien. Ob höfische Komplotte oder Verschwörungstheorien angesichts der Pest: Bereits im Mittelalter diskutierten die Menschen lebhaft über den Wahrheitsgehalt von Nachrichten, die sie etwa über Flugblätter und Briefe oder durch Pilger und Spielleute erreichten. Der Historiker Marcel Bubert vom Exzellenzcluster „Religion und Politik“ schildert anhand historischer Beispiele, wie Falschmeldungen im Mittelalter verbreitet und aufgenommen wurden.
Erschienen: 24.06.2021
Dauer: 00:15:41
Weitere Informationen zur Episode "Fake News im Mittelalter"
Mit Judaistin Lisa Bachmann
Badeurlaub an der Nordsee – dafür reisen jedes Jahr Tausende auf die Insel Norderney. Im 19. Jahrhundert war die Insel auch bei deutschen Jüdinnen und Juden beliebt. Bis in die frühen 1930er Jahre wurde sie zu einem Zentrum jüdischen Lebens im Deutschen Reich – nicht nur zur Badesaison, wie Lisa Bachmann vom Institut für jüdische Studien der Uni Münster schildert. In der neuen Folge unserer Podcast-Reihe „Zugehörig oder ausgegrenzt?“ gibt sie anhand von Urlaubsschnappschüssen Einblick in eine wenig bekannte Episode aus 1.700 Jahren jüdischem Leben in Deutschland.
Erschienen: 11.06.2021
Dauer: 00:10:58